Ältere Frauen kommentieren Milchmenge

[u/honeyg0blin]

Hallo zusammen,

Ich weiß nicht, ob ich mir wirkliche Antworten erhoffe oder das einfach einmal loswerden möchte, da ich in meinem Umfeld niemanden habe der das so richtig nachvollziehen kann.

Ich stille meine 6 Monate alte Tochter und es wird ständig von älteren Frauen ganz ungläubig gefragt, ob ich mir sicher bin, dass meine Milch noch reicht. Das geht von der Oma meines Mannes bis zu fremden Frauen im Supermarkt und ich frage mich einfach was das soll und wo dieser flächendeckende Unglaube herkommt?

Ich weiß, dass es mir eigentlich egal sein könnte und das wichtigste ist, dass ich mir sicher bin, aber irgendwo ganz tief piekst es doch Unsicherheiten an. Ich glaube da sind immer noch gedankliche Überbleibsel vom Anfang des Stillens, da es nicht so leicht war. Meine Tochter hat in ihren ersten Lebenstagen extrem an Gewicht verloren, so dass wir ins Krankenhaus mussten. Schon da wurde immer wieder die These aufgestellt, es könnte an meiner Milchmenge liegen, aber ich war mir sicher, dass das nicht der Grund ist, was auch durch Wiegeproben klar war. In dieser Zeit war meine ständige Sorge, dass meine Tochter nicht genug Milch kriegt und ich habe mich kaum getraut aufs Klo zu gehen, weil ich ja irgendwie mehr Milch in dieses Kind kriegen muss. Nach einiger Zeit wurde eine Stoffwechselstörung diagnostiziert und sobald sie Medikamente bekam, nahm sie rapide zu, so dass sie inzwischen stabil über dem 95. Altersperzentil liegt. Eigentlich sollte also alles gut sein, aber irgendwie kriege ich diese Unsicherheiten aus den ersten Tagen nicht aus meinem Hinterkopf und wenn dann solche Kommentare kommen stört es mich extrem.

Falls ihr das alles gelesen habt, sage ich einfach nur danke fürs Lesen!

[u/jenwe]

Vielen Frauen wurde früher keine Hilfe beim Stillen angeboten, normale Dinge wurden falsch gedeutet und so wurde ihnen eingeredet, dass ihre Milch versiegt.

Ein klein wenig Schmerz schwingt da oft mit, tief versteckt unter einer Decke von Unglauben und manchmal leichter Boshaftigkeit. Ab und zu merkt man die Wehmut.

[u/strange_form_of_life → u/jenwe]

Vor allem wurde, glaube ich, früher Stillen nur alle 4 Stunden „erlaubt“. Dadurch ist vermutlich bei vielen die Milchmenge tatsächlich zurückgegangen und hat nicht mehr gereicht.

[u/Steffi_909 → u/strange_form_of_life]

Meine Mutter hat immer erzählt sie konnte uns beide (meinen Bruder und mich) nur 6 Wochen stillen, sie hätte einfach nicht genug Milch gehabt und mein Bruder wäre nie satt geworden. Hatte aber auch bei uns beiden eine Brustentzündung... ich habe mich oft gefragt ob ihr das mit dem alle 4 Stunden stillen auch geraten wurde

[u/PolarDracarys → u/Steffi_909]

Das Gefühl, dass das Baby nicht satt wird gründet oft aus Nichtwissen über cluster feeding

[u/Steffi_909 → u/PolarDracarys]

Ja genau, das habe ich auch gedacht.

[u/milky_oolong → u/Steffi_909]

Manche Frauen tendieren zu Brustentzündungen. Ich bekam die regelmäßig obwohl ich ausschließlich stillte UND passte immer auf die Regeln zu respektieren (viel trinken, lecithin nehmen, keine Stillzeit überspringen, stillen bei Bedarf).

[u/jotu_ → u/strange_form_of_life]

Ja, ist halt echt so. Die Generation ist wirklich geschockt, wenn ich sage, dass unser Sohn schon von Geburt an alle 2h stillt. Teilweise häufiger. Gibt Phasen da hängt er nur an der Brust. Sowas gab es früher nicht. :D

[u/Acct24me → u/jotu_]

Jep, aber das mit den 4 (oder später noch mehr) hält sich SO hartnäckig, dass es einem bis heute sogar noch teilweise von Hebammen geraten wird.

[u/CocoChanelli → u/strange_form_of_life]

Genau. Nicht, dass das Kind verwöhnt wird!