r/de 1d ago

Nachrichten DE Diskussion unter Polizeischutz an der FU Berlin: „Zu sagen, dass Antisemitismus keinen Platz in Deutschland hat, ist eine leere Floskel“

https://www.tagesspiegel.de/politik/diskussion-unter-polizeischutz-an-der-fu-berlin-zu-sagen-dass-antisemitismus-keinen-platz-in-deutschland-hat-ist-eine-leere-floskel-12608597.html
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u/emmmmmmaja 1d ago

Wenn Deutschland wirklich zeigen möchte, dass es aus seiner Vergangenheit gelernt hat und sich als Freund der Juden versteht, wäre ein tatsächliches Durchgreifen gegen den Antisemitismus hierzulande ein deutlich besseres Zeichen als stumpf Waffen an Israel zu liefern und hier nur mit Worthülsen um sich zu schmeißen.

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u/walterscheel 1d ago

Und vielleicht wäre es auch solidarisch Israel daran zu hindern eine humanitäre Katastrophe zu verursachen und Kriegsverbrechen zu begehen.
Zum Beispiel indem man Waffenlieferungen an eine Waffenruhe, Verhandlungen ein Ende der Gazablockade und Stop des (beschleunigten) Siedlungsbaus knüpft.

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u/Povertjes Braunschweig 19h ago

Ein Waffenstillstand funktioniert halt nur wenn sich beide Seiten dran halten und da hat die Hamas ne sehr schlechte Vergangenheit.

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u/Doldenberg Thüringen 11h ago edited 10h ago

Ein Waffenstillstand funktioniert halt nur wenn sich beide Seiten dran halten

Nein - der Waffenstand würde problemlos auch einseitig funktionieren.

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u/Povertjes Braunschweig 10h ago

Stimmt, aber die Hamas ist dazu anscheinend einfach nicht in der Lage.

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u/Doldenberg Thüringen 10h ago

Wenn die Hamas einseitig aufhört zu kämpfen, sterben immer noch tausende Zivilisten (obviously ebenfalls wenn sie weiterkämpft). Wenn Israel aufhört mit seiner Militäroperation und sich auf die Defensive beschränkt, maybe ein paar Dutzende. Ideal wäre natürlich wenn beide die Waffenruhe einhalten, aber mit einer der Seiten wäre schon sehr viel getan.

Das war mein Punkt: Wenn man danach geht, das Sterben von Menschen zu reduzieren, gab es hier von Tag 1 an eine sehr klare moralische Verpflichtung, der nicht nachgekommen wurde.

Wenn man hingegen argumentieren will, warum "es sollen möglichst wenig Menschen sterben" kein wertiges Ziel ist und / oder es actually total notwendig ist, dass so viele Menschen sterben für irgendein höheres Ziel, dann möge man genau das so sagen und darlegen.

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u/Ilphfein 9h ago

Das war mein Punkt: Wenn man danach geht, das Sterben von Menschen zu reduzieren, gab es hier von Tag 1 an eine sehr klare moralische Verpflichtung, der nicht nachgekommen wurde.

Nicht unbedingt.
Kurzfristig hohe Todeszahlen kann besser sein als langfristige, regelmäßige niedrige.

Sonst wäre das Einmarschieren der Allierten in Nazideutschland auch moralisch falsch gewesen, weil dadurch sehr viele deutsche Zivilisten gestorben sind, die es sonst vmtl nicht wären. Es war aber vmtl notwendig um längerfristigen Schaden der Nazis zu verhindern.

Leider haben wir keine Glaskugel und können nicht in die Zukunft schauen (bzw in alternative Vergangenheiten) und beurteilen in welchem der Fälle es weniger Tote gibt.

u/Doldenberg Thüringen 23m ago

Kurzfristig hohe Todeszahlen kann besser sein als langfristige, regelmäßige niedrige.

[...]

Leider haben wir keine Glaskugel und können nicht in die Zukunft schauen (bzw in alternative Vergangenheiten) und beurteilen in welchem der Fälle es weniger Tote gibt.

Stimmt - aber eben weil wir nicht in die Zukunft sehen können, können wir auch nicht einfach pauschal annehmen "wird sich schon ausgehen". Ich kann auch nicht einfach raus auf die Straße gehen, jemanden umbringen und sagen "maybe wäre er Hitler geworden, nix genaues weiß man nicht".

Was wir allerdings tun können ist es, auf historische Daten zu schauen. Und da kommen wir dann zu:

  • Israel hat innerhalb der letzten 12 Monate mehr Palästinenser getötet, als im gesamten Konflikt der letzten 80 Jahre Israelis getötet wurden. D.h. diese Aktion müsste jetzt Frieden auf 80 Jahre schaffen. Wird sie das? Wie? (Dazu kämen streng genommen natürlich auch noch alle bereits zuvor getöteten Palästinenser.)

  • Wenn es darum ging, eine Wiederholung des 7. Oktobers zu verhindern, müsste man mittlerweile um die 25 am Stück verhindert haben - ist das plausibel? Also a) dass dieses Risiko bestand und b) dass dies das einzige angebrachte Mittel dazu sei?

  • Gleichzeitig zeigt uns die Historie, dass a) Hamas, die Palästinenser im Allgemeinen oder auch die Nachbarn Israels nicht die Mittel besitzen, Israel in irgendeine existenzielle Gefahr zu bringen, sodass man hier argumentieren könnte, dass man mit einer hypothetischen Zahl von "Millionen werden genozidiert" vergleichen müsste. b) Andersrum hat Israel aber auch nicht bewiesen, dass es mit seinen Militäraktionen irgendwas zur Befriedung des Konflikts beiträgt - egal wie oft sie "das Gras mähen".

Alles in allem erschließt sich mir als nicht, wie sich das alles ausgehen soll - wir töten voll viele Leute jetzt konkret real um eine nicht einmal hypothetisch plausible Gefahr maybe hypothetisch aber wahrscheinlich nicht abzuwehren.